An Youssef Mokhtari werden sich die eingefleischten Fans des MSV Duisburg mit Sicherheit noch erinnern. "Mokhi", wie er gerufen wird, spielte zwischen Juli 2006 und Januar 2008 an der Westender Straße.
41 Spiele, 14 Tore, 11 Vorlagen - eine starke Bilanz, die der 24-malige marokkanische Nationalspieler (zehn Treffer) in Zebrastreifen vorzuweisen hat. Er stieg mit dem MSV in die Bundesliga auf, wurde von den Fans zum Spieler der Saison 2006/2007 gewählt und war absoluter Publikumsliebling an der Wedau.
Umso mehr tut ihm - bis heute - der unschöne Abschied aus Duisburg-Meiderich weh. Und: bis heute fiebert er mit den Zebras und macht sich große Sorgen um den Traditionsklub.
Für unsere Rubrik - "Was macht eigentlich?" - haben wir mit Youssef Mokhtari (44) gesprochen.
Youssef Mokhtari, wie bewerten Sie die aktuelle Lage des MSV Duisburg in der 3. Liga?
Das, was beim MSV passiert, was die Mannschaft leistet, ist einfach beschämend, erschütternd und sehr, sehr traurig. Dass so ein großer Klub, mit diesem Stadion, mit den tollen Fans, die das letzte Hemd für die Zebras geben, sich in solch einer Situation wiederfindet, ist eine sportliche Tragödie. Da wurden in den letzten Jahren sehr viele Fehler gemacht.
Welche denn Ihrer Meinung nach?
Das liegt auf der Hand: Natürlich waren es zu viele Trainer. In dieser Saison mit Torsten Ziegner, Engin Vural und Boris Schommers schon drei. Und ich glaube nicht, dass es dabei bleibt. Da wird noch ein Vierter kommen. Zudem muss man die Kaderstruktur hinterfragen. Ich weiß nicht, ob die Spieler verstanden haben, worum es da geht. Sie werden ja nach der Saison weiterziehen, unabhängig davon wie der MSV abschneidet. Ich glaube nicht, dass da jeder verstanden hat, worum es für den MSV Duisburg, die Stadt und seine Fans geht.
Im Januar 2008 kam dann ein Angebot aus Katar. Ich wollte aber gar nicht gehen. Rudi Bommer meinte auch zu Walter Hellmich, dass ich auf gar keinen Fall verkauft werden darf, sonst würde es mit dem Klassenerhalt schwer werden. Was machte Hellmich als Bommer im Skiurlaub war? Er nahm das Angebot von fast 400.000 Euro der Kataris für mich an.
Youssef Mokhtari
Was würde denn ein Abstieg in die Regionalliga bedeuten?
Man kann es mit einer Schließung eines Kohlewerks vergleichen: Es wäre wahrscheinlich das Aus für den Verein, was die nächsten Jahre Richtung Profifußball betrifft. Man müsste sehr, sehr kleine Brötchen backen. Die Regionalliga ist für solche Klubs eine Todesliga. Da gibt es genügend Beispiele wie Kickers Offenbach, Alemannia Aachen oder Rot-Weiß Oberhausen. Auch Essen kann ein Lied davon singen. Sie haben ja auch fast 15 Jahre gebraucht, um wieder in die 3. Liga zu kommen.
Was würden Sie als Verantwortlicher beim MSV verändern?
Ich würde den Kader so strukturieren, dass dort erfahren Spieler, aber auch viele junge, sehr hungrige Jungs im Team stehen. Zudem würde ich auch mal den Kontakt und den Rat von ehemaligen Spielern suchen. Ich, als kleines Beispiel, habe seit meinem Abgang nie eine Einladung zu einem Spiel des MSV erhalten. Das ist der einzige Verein in meiner Karriere, der so mit ehemaligen Spielern wohl umgeht. Zu allen anderen Ex-Klubs gibt es Kontakt.
SV Wacker Burghausen: 125 Spiele, 28 Tore, 27 Vorlagen
SV Wacker Burghausen II: 3 Spiele, 2 Tore, keine Vorlage
FSV Frankfurt: 90 Spiele, 16 Tore, 4 Vorlagen
SSV Jahn Regensburg: 47 Spiele, 10 Tore, eine Vorlage
MSV Duisburg: 41 Spiele, 14 Tore, 11 Vorlagen
SC Hessen Dreieich: 34 Spiele, 9 Tore, 9 Vorlagen
FC Energie Cottbus: 28 Spiele, 8 Tore, 7 Vorlagen
1. FC Köln: 14 Spiele, kein Tor, 6 Vorlagen
1. FC Köln II: 1 Spiel, kein Tor, keine Vorlage
Greuther Fürth: 13 Spiele, 3 Tore, eine Vorlage
FC Metz: 12 Tore, ein Tor, eine Vorlage
FC Viktoria 09 Urberach: 8 Spiele, ein Tor, keine Vorlage
Viktoria Aschaffenburg: 5 Spiele, ein Tor, 2 Vorlagen
F91 Düdelingen: 3 Spiele, kein Tor, keine Vorlage
Haben Sie sich denn etwas aus Ihrer MSV-Zeit vorzuwerfen?
Im Gegenteil: Ich war sehr beliebt bei den Fans und wurde auch zum Spieler der Aufstiegssaison gewählt. Ich hätte auch gerne verlängert - ligenunabhängig. Ich verrate jetzt mal etwas: Der damalige Trainer Rudi Bommer wusste, dass ich nach einem Bandscheibenvorfall immer fitgespritzt werden musste. Ich habe mit Schmerzen gespielt. Nach der Saison sagte Rudi mir, dass ich das jetzt mal auskurieren soll. Ich pausierte drei Monate. Im Januar 2008 kam dann ein Angebot aus Katar. Ich wollte aber gar nicht gehen. Rudi meinte auch zu Walter Hellmich, dass ich auf gar keinen Fall verkauft werden darf, sonst würde es mit dem Klassenerhalt schwer werden. Was machte Hellmich als Bommer im Skiurlaub war? Er nahm das Angebot von fast 400.000 Euro der Kataris für mich an. Da der MSV mir nie eine Vertragsverlängerung angeboten hatte, nahm ich die Offerte aus Katar an. Die war aber auch nur sechs Monate gültig. Viel lieber wäre ich zwei weitere Jahre in Duisburg geblieben.
Das ist mittlerweile 16 Jahre her. Was macht Youssef Mokhtari eigentlich heute?
Mit meinem Bruder Oualid leiten wir seit sieben Jahren eine Fußballschule. In unserer Akademie spielen um die 80 Prozent der Kids, die täglich in diversen NLZs unterwegs sind. Bei uns erhalten sie dann ein zusätzliches Individualtraining. Denn mal ehrlich: Bis auf die Torhüter gibt es doch in den Vereinen kein individuelles Training in Deutschland. Wir bieten es den Jungs an.
Sie haben aber auch eine Trainer-A-Lizenz...
Ja, und da sehe ich mich auch in Zukunft. Ob Cheftrainer oder in einem Trainerteam: Da höre ich mir alles gerne an. Es muss am Ende passen. Dem MSV würde ich in irgendeinem Bereich sofort helfen. Man muss mich nur fragen.